Die Klienten nehmen zunächst an einer qualifizierten Entzugsbehandlung teil, die stationär, teilstationär oder ambulant durchgeführt werden kann. Nach mindestens 5 Tagen Abstinenz wird der Klient über den Therapieansatz informiert. Nach einem Screening (Erfüllung der ICD-10 Kriterien, s. vorgesehene Patientengruppe) und Überprüfung der Ein- und Ausschlusskriterien erfolgt die Einführung in die Therapieabläufe und die Software. Mit der Entlassung beginnt die Behandlung:
Die Therapie wird von Patient und Therapeut aufgenommen. Die Anwendungszeitraum wird von Therapeut und Patient festgelegt. Es finden regelmäßige Sitzungen in einer Frequenz von 2 Mal wöchentlich bis zu 1 Mal alle 3 Monate statt. Die Sitzungsdauer umfasst 20 Min. bis zu 40 Min.
Damit sind die Sitzungen jeweils ca. 20 Min. kürzer als eine CRA Behandlung ohne RADIUS.
Zwischen den Terminen werden die Klienten einmal täglich via RADIUS aufgefordert, sich online zu äußern. Davon unabhängig können sie sich zusätzlich jederzeit anmelden, um Fragen zu stellen etc.
Die Zufriedenheitsskala (Meyers & Smith, 2011) wird wöchentlich online in RADIUS erhoben. Auch die Erfassung der abstinenten Tage erfolgt über eine tägliche Abfrage.
Die Onlineintervention RADIUS ist eine Web App. Klienten und Therapeut können zeitunabhängig auf die Applikation zu greifen. Es können sich nur Therapeuten des jeweiligen Behandlungszentrums im System registrieren. Die Klienten können nur von Therapeuten, die im System registriert sind, angemeldet werden.
Der Klient wählen sich über einen Benutzernamen und ein Kennwort ein, die er für sich selbst festlegt. Der Therapeut meldet sich über einen selbstgewählten Benutzernamen und ein Kennwort sowie einen zugewiesenen Sicherheitsschlüssel ein.
Das Programm versendet automatisch per E-Mail die tägliche Aufforderung, dem System eine Rückmeldung über eine Abfrage nach Stimmung, Schlaf, Suchtdruck (Craving) und Alkoholkonsum zurückzumelden. Dabei werden Schlaf und Stimmung auf einer 3stufigen Skala, Suchtdruck auf einer 5stufigen Skala und Alkoholkonsum durch eine Ja/Nein-Abfrage abgebildet. Risikosituationen können in einem Freitext eingegeben werden. Die Eingabe einer Risikosituation als Freitext kann jederzeit erfolgen. Die Aufforderung, die Zufriedenheitsskala auszufüllen, bekommen die Klienten einmal wöchentlich per E-Mail. Die Zeiten und der Tag der Abfrage können von den Probanden selbst gewählt werden.
Der Therapeut hat Einsicht in das gesamte Konto des Patienten. Die abstinenten Tage werden vom System gezählt und kumuliert dargestellt. Der Proband legt im System einen für Abstinenz positiven Hauptverstärker fest, dem er Bild und Text hinzufügen kann. Ziele und Interventionen werden mit Terminierung und Erinnerung festgelegt. Nach Durchführung der Interventionen kann der Proband die Intervention „abhaken“. Der Zielerreichungsgrad wird dann über einen sich füllenden Kreis angezeigt.
Unter der Rubrik Notfallkoffer kann der Patient Personen benennen und deren Adresse und Telefonnummer angeben für den Fall eines Rückfalls. Weiter können Frühwarnsignale und Bewältigungsstrategien, die in Risikosituationen auftreten in Bild, Text oder mit einem Link zu einer anderen Internetseite, die dem Klienten hilft, die in der Therapie ausgearbeiteten Strategien zur Rückfallprävention (z.B. Sportkurse, Musik, Spiele, Videos) anzuwenden. Durch eine Terminkalenderfunktion können Patient und Therapeut auf den Terminkalender des Patienten zugreifen und Sitzungstermine und Interventionserinnerungen einrichten und bearbeiten. Es können auch andere Termine (beruflich oder privat) des Klienten mit der Kalenderfunktion verwaltet werden. In der Nachrichtenfunktion können sich Patient und Therapeut Mitteilungen schicken. Die Nachrichten sind durch das System nach den gleichen Datenschutzrichtlinien gesichert wie der Rest des Programms. Der Therapeut kann zusätzlich die tägliche Erhebung der Befindlichkeit und des Kontingenzmanagements, sowie die Erhebung der wöchentlichen Zufriedenheitsskala im Überblick einsehen. Die Web App steht den Patienten für die Dauer der Behandlung zur Verfügung.
Durch die Nutzung von RADIUS ist die Reduktion der regulär notwendigen Sitzungstermine im gleichen Behandlungszeitraum möglich. Zum Beispiel kann das Sitzungsintervall von 2 auf 4 Wochen verlängert und die Sitzungslänge von 50 auf 30 Minuten verkürzt werden. Pat., die sonst eine stationäre Behandlung bedürfen, können in ihrem heimischen Umfeld behandelt werden.